Akzeptanz

Was anders wird, wohin es führt,
Wie viel es bedeutet, was hier passiert,
Wie lange es dauert bis die Milch sauer ist,
Wie viel man behält und wie viel man vermisst..

(Kettcar – Jenseits der Bikinilinie)

Eine Situation; ein Umstand; die Vergangenheit; eine andere Person; das eigene Verhalten; das Verhalten anderer; Gefühle; Gedanken; deine Taten oder eben das, was du nicht tust – all das kann dir die Füße unter dem Boden wegziehen, wenn du gerade keinen festen Tritt hast. Es kann dazu führen, dass du dich in endlosen Gedankenspulen verlierst, die dich keinen einzigen Schritt weiterführen. 

Warum etwas passiert ist, wenn es passiert ist, ändert nichts daran, dass es passiert ist. Es ist am Ende unnötig, sich darüber wieder und wieder den Kopf zu zerbrechen. Spätestens wenn die Gedanken beim Wunsch nach einer Zeitmaschine angekommen sind, solltest du wissen, dass du den rationalen Bereich längst verlassen hast. Das ist bei einer Depression aber unerheblich, denn Rationalität ist etwas, was nicht mehr als ein Wort aus dem Duden ist. 

Seit Jahren gibt es in der Psychotherapie den Ansatz der „Radikalen Akzeptanz“, was nichts anderes ist, als sich noch einmal rational mit einer Begebenheit zu beschäftigen, es dann zu akzeptieren und damit loszulassen. Klingt eigentlich einfach, ist aber verdammt schwer. Weil es vielleicht auch ein bisschen was mit Kontrolle zu tun hat und das mit der Kontrolle ist ja… ach lassen wir das. 

Schlussendlich kann die Akzeptanz aber ein Schlüssel sein, um sich der eigenen Kontrollfähigkeit wieder bewusst zu werden und sie dann vielleicht irgendwann auch wieder ausüben zu können. 

Die Akzeptanz kann bewirken, dass sich der Geist beruhigt und man am Ende einen recht überraschenden Fund macht: sich selbst. 

Die Depression an sich ist nicht berechenbar. Gegen sie zu kämpfen, bedeutet einen Kraftakt zu vollbringen, der eigentlich nicht zu schaffen ist. Sie zu akzeptieren, vermindert die Anstrengung interessanterweise um ein vielfaches. Wenn du immer wieder alles darauf verwendest, auf eine Besserung oder gar Heilung zu hoffen, dann strengt das wahnsinnig an. Hoffnung, die auf Angst basiert, lähmt. Sie ändert aber nichts. 

Die Depression als Teil deines Lebens und vielleicht auch ein bisschen der eigenen Person zu akzeptieren, bringt die Kontrolle ein stückweit wieder zurück und lässt die Angst weniger werden. Nicht mehr jeden Tag mit der Angst zu leben, dass sie möglicherweise nie mehr weggeht, sondern zu akzeptieren, dass sie da ist und dass du lernen kannst, sie vielleicht ein bisschen zu steuern, das kann genau das bringen, was du mit dieser Krankheit am dringendsten benötigst: Ruhe. 

Ruhe hilft dir dabei, dich selbst wieder zu finden. Du kannst dich nur mit dem Guten verbinden, wenn du dich nicht selbst verlierst. 

Akzeptanz lehrt dich, nicht gegen die Depression anzukämpfen. Sie lehrt dich, dass du nicht vor ihr kapitulieren musst, wenn du glaubst, dass sie mal wieder stärker ist. 

Es wird möglicherweise immer mal wieder Phasen geben, in denen sie das vielleicht sogar ist. In denen, du ihr scheinbar machtlos gegenübertrittst, sie dich lähmt und mit all ihrer Traurigkeit und Leere wieder zuschlägt. Akzeptiere, dass das so ist. Denn du weißt, dass es auch andere, bessere Tage gibt. 

Akzeptanz gibt dir Kontrolle Stück für Stück wieder zurück. Du tust etwas aus eigener Kraft, ohne zusätzliche Kraft für etwas zu verschwenden. Die Dinge sind, wie sie sind. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, andere Menschen lassen sich nicht ändern. Um sich selbst zu ändern, braucht man aber Kontrolle. Und Verständnis für die Dinge, die einen begleiten. 

Akzeptanz ist der erste Schritt, Verständnis der nächste. 

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