Der Markt regelt

Diese Suche nach Nähe und Verbindung, an deren Ende bestenfalls die Liebe steht, die verlangt uns viel ab. Denn da sind auch viele Enttäuschungen. Enttäuschungen, weil man auf der Suche nach Nähe an die falschen Frösche gerät. Weil diese Frösche versuchen, uns zu diktieren, wie der Hase zu laufen hat.

In der Blüte meines Zerfalls

Nach zwei Krebserkrankungen kann ich sagen, dass eine Chemotherapie und ihre Nebenwirkungen blanker Horror sind. Aber der richtige Albtraum beginnt danach. Wenn alles überstanden ist. Denn während um mich herum alle denken, dass ich stark und gesund bin, weil ich dem Krebs erneut die Stirn geboten habe, schleppe ich mich mühsam durch den Tag. Mit einem mehr als angeschlagenen Körper und einer tief verwundeten Seele. 

Die Menschheit hat den Verstand verloren

Wir können dem Elend dieser Welt nicht entgehen und vielleicht sollten wir das auch gar nicht. Denn jeder Mensch mit einem Fünkchen Empathie kann dann gar nicht anders, als zu versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Aber wir müssen uns schützen, wir müssen einen Weg finden, nicht an der Rücksichtslosigkeit anderer Menschen zu zerbrechen.

Zehn Jahre.

er wieder zurück. Der Krebs. Das große K-Wort, das so viel Angst, Schmerzen und so wenig Sicherheit mit sich trägt. Pläne, Wünsche und das normale Leben sind mit den drei Worten „es ist Krebs“ dahin, zerschlagen innerhalb von Sekunden. 

Sturm

Ich wünsche mir, dass jemand sieht, in welcher Dunkelheit ich gerade bin, kann es aber nicht zeigen.
Ich wünsche mir, dass mich jemand da raus holt, schaffe es aber nicht, darum zu bitten.
Ich wünsche mir, dass es jemand versteht, mag es aber nicht erklären.
Ich wünsche mir, dass jemand meine Tränen trocknet, aber ich kann sie nicht abstellen.
Ich möchte allen sagen, dass ich gerade nicht mehr kann, aber ich weiß nicht wie.
Ich möchte sagen, dass ich nicht mutig und stark bin, sondern ganz klein und verletzt.

Brain: I see you’re trying to sleep, so I can offer you a selection of your worst memories from the last 10 years

Keine Atemübung der Welt schafft es, mein Gedankenkarussel zu stoppen. Das gelingt mir schon tagsüber meist nur mit Mühe, in der Nacht bin ich komplett verloren. Mangels Serotonin ist es, als würde mein Kopf gegen die nächtliche Stille anbrüllen. Er piesackt mich mit alten Erinnerungen und noch älteren Gefühlen, springt von Gedanke zu Gedanke und lässt mich Entscheidungen noch einmal überdenken, oder besser: anzweifeln. Ich hänge verpassten Chancen hinterher und wie ein Blitzlichtgewitter ploppen immer wieder aktuelle Fragen und Erlebnisse auf, als würde alles noch nicht reichen.

Liebe und so.

Vielleicht ist es schwierig, mich mit meiner Einsamkeit zu lieben, wenn man mir sie nicht nehmen kann. Vielleicht ist es schwierig, mich von Vertrauen zu überzeugen, wenn meine Angst größer ist.

Was es bedeutet

Es gibt nicht viele Menschen, die dir in diesem Schmerz die Hand reichen und dich vor dem Ertrinken retten können. Meist ist es schon großes Glück, wenn man einen Menschen im Leben trifft, der das kann.

Mal was anderes…

Die Depression lehrt mich so viel über mich selbst. Das ist ein Teil, für den ich wirklich dankbar bin. Weil ich dadurch die Chance habe, mich und mein Verhalten zu reflektieren und mein Denken zu verändern. Und ich möchte diese Chance nutzen.

Aushalten

Sich zu verlieren, sich in sich selbst zu verirren, birgt immer die Gefahr der Zerstörung. An Zerstörung ist meiner Meinung nach generell nichts romantisch oder aufregend. Sich dem hinzugeben führt unweigerlich zu einem unglamourösen Ende. Dagegen anzukämpfen kostet alle Kraft die man hat.

Einsamkeit

Meine Einsamkeit ist schon Bestandteil meines Lebens geworden. Sie war schon immer da. Sie ist mal stärker und mal schwächer ausgeprägt. Aber sie war und ist immer da. Egal, ob ich in einer Beziehung bin oder nicht. Vielleicht weil ich immer das Gefühl hatte, dass man mich nicht versteht.

Verlust

Der Verlust ist eine Lücke. Wer mag schon Lücken? Die wenigsten Lücken werden ordentlich geschlossen. Meist wird irgendetwas hineingestopft, damit eben keine Lücke da ist. Da ist erstmal egal, ob es dahin gehört oder nicht.

Tränen

Tränen, die aus Verzweiflung entstehen sind schmerzhaft. Sie brennen sich auf dem Weg durchs Gesicht ein und tropfen gefühlt wieder in Herz und Seele, wo sie sich für den nächsten Ausbruch sammeln.
Tränen, die aus Verzweiflung entstehen sind meist recycelt aus den Tränen, die man schon einmal aus Angst, Traurigkeit, Verletzungen, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung vergossen hat.

Durchhalteparolen

Kranke Menschen sind auf Hilfe gewiesen. Und diese Hilfe ist wiederum für gesunde Menschen schwer zu leisten. Gesunde Menschen haben hier ihre Grenzen und das soll auch so sein. Sie müssen ihre Grenze bewahren, um nicht selbst in den Abgrund gezogen zu werden. Und sie müssen den Abstand wahren, um helfen zu können.

Verletzungen

Wenn das große Nichts sich mit lautem Getöse in dir ausbreitet, dann beginnt der Kampf. Wenn jeder Gedanke ein weiterer Beweis für die allumfassende Hoffnungslosigkeit ist, wenn jede Erinnerung dir die Worte raubt und nur noch Tränen hinterlässt, dann weißt du eigentlich schon, dass du den Kampf nicht gewinnen wirst. Nicht gewinnen kannst. Denn die Hoffnungslosigkeit ist so viel stärker als du selbst es bist.

Vermissen

Etwas zu vermissen, bedeutet, dass es nicht mehr da ist. Es wurde aus dir herausgerissen. Ohne, dass du das jemals gewollt hättest oder etwas dagegen machen konntest. Nichts, was bewusst passiert, keine Entscheidung, die du aus vollem Herzen treffen konntest. Manchmal passiert es schleichend, manchmal ganz plötzlich und brutal.

Zu viel

Du willst nur nicht mehr fühlen, nicht mehr nachdenken, erst recht nicht mehr grübeln. Nicht mehr unsicher sein, nicht mehr straucheln. Nicht mehr müde sein.