Vermissen

And when you wake up so afraid
That the only way to be brave
Is to give up the strong things
Don’t you know who you are let it out?

The Stall – Wairpaint 

Etwas oder jemanden zu vermissen, ist eines der schlimmsten Gefühle überhaupt. Es ist eine Mischung aus Bedauern, Sehnsucht, Traurigkeit und Schmerz. Etwas zu vermissen, bedeutet, dass es nicht mehr da ist. Es wurde aus dir herausgerissen. Ohne, dass du das jemals gewollt hättest oder etwas dagegen machen konntest. Nichts, was bewusst passiert, keine Entscheidung, die du aus vollem Herzen treffen konntest. Manchmal passiert es schleichend, manchmal ganz plötzlich und brutal.

So diffus das Gefühl auch durch die Mischung von vielen anderen Gefühlen ist, so wenig du das Ganze auch steuern kannst – es gibt eine Konstante dabei, die keine richtige Konstante ist: es überfällt dich grundsätzlich immer plötzlich. 

Manchmal ist das Vermissen einfacher und leichter, manchmal legt es sich für lange Zeit bleischwer auf Herz und Seele und reißt dich weiter in den Abgrund. 

Wenn das der Fall ist, dann hat der Abgrund leider keinen Boden. Er ist ein schwarzes Loch, von dem du nicht weißt, wann es aufhört. Zeit und Raum spielen keine Rolle mehr. Beim Fallen stößt du immer wieder an Ecken und Kanten an und ziehst dir weitere Verletzungen zu. Du hast aber keine Zeit, dich darum zu kümmern, denn du fällst ja noch. An Fallen gewöhnt man sich niemals. Es tut immer weh. Knochen brechen, die Haut schürft auf und blutet. 

Denn so verloren und einsam du dich eh jeden Tag fühlst: jemanden zu vermissen führt dazu, dass du dich weiter verlierst. Einen Menschen zu vermissen und ihn wieder in dein Leben zu wünschen, zerfetzt dich immer wieder auf’s Neue. Dabei spielt es keine Rolle, ob er für immer gegangen ist oder ob er noch da, aber nicht erreichbar ist.

Ganz sicher wäre es alles schöner, wenn der Mensch noch da wäre, den du vermisst. 
Ganz sicher wäre alles angenehmer, wenn Erinnerungen nicht schmerzen, sondern dich lächeln lassen würden. 
Ganz sicher wäre alles einfacher, wenn du nicht fallen müsstest. 

Alles wäre einfacher, wenn du dich nicht mehr selbst vermissen müsstest.

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