Liebe und so.

Break my soul in two
Looking for you but you’re right here
If I can’t relate to you anymore
Then who am I related to?
And if this is the long haul
How’d we get here so soon?
Did I close my fist around something delicate?
Did I shatter you?

(Taylor Swift feat. The National „Coney Island)

Gibt es eigentlich ein Kontingent im Leben für funktionierende Beziehungen? Ich habe Übung in Langzeitbeziehungen. Bis zu meinem 40. Geburtstag war ich die meiste Zeit meines Lebens in Beziehungen. Es waren gute Beziehungen, die einfach ab einem Punkt nicht mehr so richtig funktionierten. Aber sie haben harmoniert und waren immer auf Augenhöhe. 

Mich hat das immer ein wenig verwundert, weil man mir von klein auf eingehämmert hat, dass es niemand mit mir aushalten kann, weil ich eben kein guter Mensch sei. Auch wenn ich das bisweilen bis heute nur schwer aus meinem Kopf bekomme, so war mir doch immer klar, dass ich trotz allem eine tiefe Liebe in mir trage, wenn schon nicht für mich, auf jeden Fall aber für andere. 

Hollywood und Disney haben uns die Idee der großen Liebe in die Köpfe gepflanzt. Selbst wenn die Geschichte kein Happy-End hat, so war es nie weniger als die große Liebe. Das normale Leben hält aber in den seltensten Fällen den Moment mit dem ganz großen Herzschlag für uns bereit. Ich habe geliebt, aber es hat mich meist nie auf den ersten Blick getroffen. Rückblickend betrachtet würde ich ganz rational sagen, dass ich in meine Beziehungen so hineingeschlittert bin und es dann halt einfach gut wurde. 

Das ist auch nicht schlecht. Vielleicht würde mich das ganz große Tamtam auch einfach überfordern. Aber so ein bisschen Tamtam wäre schön. 

In der Liebe manifestiert sich meine Einsamkeit. Ich kann ohne, aber auch in einer Beziehung einsam sein. Diese Einsamkeit wird mir auch ein Partner nur schwer nehmen können, denn sie war schon immer da. Ich habe das Gefühl von Schutz und bedingungsloser Liebe in meiner Kindheit nie kennengelernt. Beides fühlt sich für mich abstrakt an, obwohl ich mit vollem Herzen an eine bedingungslose Liebe glaube. 

Bedingungslose Liebe sollte es immer in einer Familie geben. In meiner Kindheit gab es Liebe, aber sie war nicht bedingungslos. Die Liebe in meiner Familie war vor allem gekoppelt an Herabwürdigung, Vorwürfe und körperlicher Zurechtweisung. Ich habe für jede Art der Zuneigung bezahlt. älteste Gefühl, das ich mit mir herumtrage, ist Zerrissenheit. Ich kenne kein Zuhause, weil ich nirgendwo hingehörte und auch nie das Gefühl hatte, erwünscht zu sein. 

Das alles klingt nicht nach Liebe und doch gab es sie. Es gab einen Menschen, der mich liebte und den ich über alles liebte. Leider war er nie frei und fest in seiner Liebe und konnte mich nicht beschützen. 

Es gibt so viele Arten der Liebe, aber nur eine bedingungslose Liebe. Wenn man den anderen Menschen mit, trotz und wegen seiner Eigenschaften liebt. Wenn man plötzlich seine Seele sehen kann. Wenn man sich in eine Seele verliebt, dann ist alles andere egal – Alter, Äußerlichkeiten, Vergangenheit, Dämonen…. das alles spielt keine Rolle mehr. Denn es ist dann keine Frage mehr, ob man bedingungslos an der Seite des anderen steht, man tut es einfach. Das ist Liebe. Oder das, was ich mir darunter vorstelle. Vor einiger Zeit habe ich hierzu schon etwas geschrieben, was sich wie eine ellenlange Auflistung liest, aber eigentlich auch nur auf ein paar Worte reduziert werden kann: bitte sei an meiner Seite

Vielleicht verlange ich zu viel, weil die Einsamkeit schwerer wiegt, als alles andere. Vielleicht ist es schwierig, mich mit meiner Einsamkeit zu lieben, wenn man mir sie nicht nehmen kann. Vielleicht ist es schwierig, mich von Vertrauen zu überzeugen, wenn meine Angst größer ist. 

Trotz alldem kann ich bedingungslos lieben. Und das erfüllt mich mittlerweile mit ein wenig Stolz. Denn es mag viel in mir kaputt gegangen sein, aber der Glaube an eine bedingungslose Liebe ist immer da und ich weiß, dass ich sie geben kann. 

Bis dahin werde ich warten und hoffen, dass mein Kontingent noch nicht aufgebraucht ist.

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