Einsamkeit

„Als einsam gilt nur jemand, der das Alleinsein als schmerzhaft empfindet, der sich isoliert oder nirgendwo zugehörig fühlt. Dabei ist das Gefühl der Einsamkeit nicht per se etwas Schlechtes, es ist sogar lebenswichtig. Einsamkeit treibt uns an, bringt uns dazu, uns neu zu organisieren.“

Heute in einem Spiegel-Online-Interview gelesen. 

Die Weihnachtsfeiertage sind fast vorbei. Ich habe eine Menge Posts und Tweets gelesen, die Mitleid mit einsamen Menschen über die Feiertage hatten. Ich habe meine Weihnachtsfeiertage weitestgehend allein verbracht, fast gar nicht gesprochen. Meinen Kopf in Dauerschleife laufen lassen. Es hat mir Angst gemacht, es hat eine Menge Tränen gekostet und ich kann verstehen, wenn man darüber den Verstand verliert. Es ist nicht schön. Es fühlt sich nicht gut an. Es ist still, es ist traurig und es tut weh. 

Ich empfinde das Alleinsein schon sehr lange als schmerzhaft. Und ich kann nichts dagegen tun. Ich sehe keinen Sinn darin, warum es für mich überlebenswichtig sein sollte. Die Einsamkeit treibt mich nicht an, ich organisiere nichts neu durch die Einsamkeit. 

Ich verharre. 
Ich weine.
Ich leide. 

„Es gibt Menschen, die sich sogar einsam fühlen, obwohl sie einen Partner haben. Das betrifft vor allem Frauen. Sie sehnen sich eher danach, verstanden zu werden. Kann das der Partner nicht, fühlen sie sich häufiger isoliert.“

Meine Einsamkeit ist schon Bestandteil meines Lebens geworden. Sie war schon immer da. Sie ist mal stärker und mal schwächer ausgeprägt. Aber sie war und ist immer da. Egal, ob ich in einer Beziehung bin oder nicht. Vielleicht weil ich immer das Gefühl hatte, dass man mich nicht versteht.

Die Einsamkeit nimmt mir den Mut und die Zuversicht und sät gleichzeitig Zweifel und Angst. Sie macht mich immer unsicherer im Alltag. Sie saugt die Freude aus mir heraus. Alles ist im besten Fall gleichmütig. Im Schlechtesten traurig. Freude ist nicht mehr da. Ich tue Dinge und bin doch nicht dabei. Ich gehe zur Arbeit, weil ich ohne diese Struktur zu Hause verrückt werden würde. Ich unternehme Dinge in meiner Freizeit, um mich abzulenken und den Kontakt zur Außenwelt nicht verlieren möchte. Aber ich empfinde keine Freude dabei. Ich schalte nicht ab. Mein Herz ist nicht dabei. 

Mir fehlt die Freude und mir fehlt die Sorglosigkeit, die Freude mit sich bringt. Das Fehlen der Freude und die Stille treibt mich immer mehr in mich hinein. 

Eben habe ich eine Sternschnuppe gesehen und gedacht, dass Glück das ist, was andere haben. Klar habe ich auch schon sowas wie Glück in meinem Leben erlebt. Es gab Zeiten, in denen ich mich weniger einsam gefühlt habe und in denen alles leichter war. Aber im Moment fällt es mir schwer, mich an diese Zeiten zu erinnern, weil ich sie nicht mehr fühlen kann. Leichtigkeit und Unbeschwertheit sind gerade nur Wörter für mich. Sie beschreiben einen Idealzustand, nach dem ich mich mit jeder Faser meines Körpers sehne. Aber sie sind unfassbar weit weg.

Vielleicht kann man lernen, mit der Einsamkeit umzugehen. Vielleicht kann die Einsamkeit auch heilen, in dem sie einen erst einmal in die Knie zwingt, einem aber danach mit neuen Erkenntnissen wieder aufstehen lässt. Vielleicht kann sie einen erneuern. 

Ich weiß allerdings nicht, wie das gehen soll. Ich sehe es nicht. Die Einsamkeit trübt meinen Blick dafür zu sehr. 

Der Gedanke, dass nur eine andere Person mir aus der Einsamkeit helfen kann, hält sich hartnäckig. Vielleicht weil ich diese Person noch nicht getroffen habe. Obwohl mir rational betrachtet mittlerweile klar sein dürfte, dass ich mir nur alleine helfen kann. Aber das habe ich 41 Jahre lang nicht geschafft, weil ich mich immer nach etwas anderem gesehnt habe. Nach Ankommen und mich selbst loslassen. Ich muss mich so vieles und vor allem mich selbst loslassen, damit ich ankommen kann. Brauche ich dazu eine andere Person? Weiß ich nicht. 

Ich weiß gar nichts mehr. Einsamkeit macht auch irgendwie dumm, scheint mir. Sie hinterlässt nur Fragen und keine Antworten. 

Und so schließt sich der Kreis aus Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit wieder, bei dem die Einsamkeit immer in der Mitte steht und sich breit macht. 

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