Trennungen

Trennungen sind immer schmerzhaft. Ob auf Zeit oder endgültig, sie hinterlassen immer eine Wunde, die sich mal schneller und mal langsamer schließt. 

In jedem Fall ist eine Trennung immer ein Anfang. Und, je nach Beziehung, eine Chance, den inneren Kompass neu auszurichten und Dinge zu erkennen, die vielleicht lange nicht da oder möglich waren. 

Ich war die meiste Zeit meines Lebens in Beziehungen. Meist über viele Jahre. Nach einer Trennung fühlte ich mich immer getrieben. Von der Angst vor dem Alleinsein, von dem Wunsch nach Zweisamkeit und einem bisschen Glück. Ich habe mich in zahllose Dates gestürzt, aber das meiste davon fühlte sich nicht richtig an – bis auf eins. Aber da war meine Angst stärker und es vergeht kaum ein Tag, an dem ich das nicht bereue.

Heute weiß ich, dass ich damals nicht bei mir war. Alles in mir war bestimmt von der Angst vor Einsamkeit. Ich wünschte mir so sehr das, was andere haben und ich war bereit, alles zu versuchen, um es zu erreichen. Bis zur Selbstaufgabe. Ja, nicht gesund, ich weiß. Ich habe aber auch nie behauptet, ich wäre gesund. 

Ich bin nicht mal ansatzweise auf die Idee gekommen, eine Trennung als Chance zu begreifen, mich mit mir selbst glücklich zu machen. 

Heute wird einem von so vielen Seiten signalisiert, dass das Singledasein kein erstrebenswerter Zustand sein kann. Man erntet bei einer Trennung mitleidige Blicke und hört sehr oft den Satz, dass „man ja bestimmt nicht lange allein bleiben wird“. Als ob es ein unbedingtes Ziel ist, ganz dringend jemanden zu finden, mit dem man gemeinsam durchs Leben gehen kann. 

Aktuell befinde ich mich in einer unschönen Trennung nach einer herausfordernden Beziehung. Ich realisiere, wie viel Kraft mich das gekostet hat. Vieles tut weh, vieles macht mich wütend, aber da ist auch ein ganz neues Gefühl: ich fühle mich leichter. Wenn eine Beziehung schon lange nicht mehr funktioniert, dann ist alles ab einem bestimmten Zeitpunkt nur Make-Up über einem sehr dunklen blauen Fleck. Aufgetragen mit einem halb kaputten Spachtel. 

Die Leichtigkeit ist ganz neu für mich und trotzdem fühlt es sich nicht ungewohnt an. Selbst meine Wut fühlt sich befreiend an. Es ist wie eine wilde Achterbahnfahrt zu mir selbst. Zum ersten Mal ist da keine Angst, denn ich sehe, was ich im Leben habe. Tolle Menschen um mich herum zum Beispiel, die mich nicht allein lassen. Ich habe eine Wohnung, die ich nun wieder zu einem für mich sicheren Platz machen kann, wenn die Depression wieder zuschlägt. Ich bin auf einem guten Weg und ich fange an, das auch zu erkennen. ich kann fühlen, wie sich Dinge zum Guten fügen und ich zu mir selbst finde, denn ich weiß mittlerweile wieder, dass ich mich auf mich selbst verlassen kann. 

Die letzten zwei Jahre waren nicht immer schlecht, aber kräftezehrend und ich erkenne erst jetzt, wie sehr ich mich mit meinen eigenen Bedürfnissen zurückgekommen habe. Nicht aus Angst, dass sie nicht erfüllt werden, sondern mit dem Wissen, dass es so ist. Das ist nicht so böse gemeint, wie es klingt. Wir konnten einander nicht das geben, was wir beide gebraucht hätten. Leider schafft das aber in einer Beziehung keine Nähe, sondern ab einem bestimmten Punkt eine ungesunde Verbindung für alle Beteiligten.

Es ist höchste Zeit, dass ich mich um mich selbst kümmere. Mir selbst meine Bedürfnisse erfülle und für mich sorge. Ich weiß selbst am besten, was gut für mich ist, was ich brauche und was nicht. Vielleicht kann mir das auch niemand geben, vielleicht kommt aber irgendwann noch einmal jemand, der es kann. Aber ich warte nicht darauf. Diesmal aber zum ersten Mal nicht aus der Angst vorm Alleinsein, sondern weil ich damit beginnen kann, achtsam mit mir selbst umzugehen. Und das macht vielleicht sogar Spaß. 

Ich kann sehen, wer ich bin, wer ich sein könnte, wer ich sein will und wer ich sein werde. Und jeden Tag habe ich hierzu eine neue Chance. Dabei ist es fast egal, ob es mal leichter und mal schwerer fallen wird, denn in jedem Fall bringt es mich weiter. Zu mir selbst.  

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